Autofreie Städte

Einführung


Dämmerung, Parma

Das Problem

Die industrialisierten Nationen machten einen schrecklichen Fehler, als sie sich für das Automobil als Instrument der verbesserten städtischen Mobilität entschieden. Das Auto brachte schwerwiegende unvorhergesehene Konsequenzen für das städtisches Leben mit sich und wurde zu einem ernsten Verursacher klimatischer, sozialer- und ästhetischer Probleme in den Städten. Das städtische Automobil:
  • Tötet das Straßenleben
  • Beschädigt das soziale Netz der Nachbarschaften
  • Isoliert die Menschen voneinander
  • Fördert die Suburbanisierung, das heißt die Ausbreitung von unendlichen Vorstädten
  • Gefährdet die anderen Benutzer der Straße
  • Befleckt die Schönheit der Stadt
  • Stört Leute mit seinem Lärm
  • Verursacht Luftverschmutzung
  • Schlachtet Tausende jedes Jahr
  • Verschärft die globale Klimaerwärmung
  • Verschwendet Energie und natürliche Ressourcen
  • Läßt Nationen verarmen
Die Herausforderung besteht in der Entfernung der Autos und LKWs aus den Städten bei gleichzeitiger Verbesserung der städtischen Mobilität und Verringerung ihrer Gesamtkosten.

Die Lösung

Das städtische Automobil kann nur verdrängt werden, wenn eine bessere Alternative vorhanden ist. Was würde geschehen, wenn wir eine Stadt entwürfen, die ohne irgendwelche Autos funktionierte? Würde jemand in solch einer Stadt leben wollen? Macht es Sinn in sozialer, ökonomischer und ästhetischer Hinsicht? Ist es möglich, vom Automobil frei zu sein und gleichzeitig die schnelle und bequeme Mobilität beizubehalten, die es vorher anbot?

Die Transportmittel des ÖPNV (=Öffentlicher Personennahverkehr) sind gewöhnlich ein unangenehmer und langsamer Ersatz für das Auto. Sie müssen zu einer angenehmen Erfahrung werden und sollten die durchschnittliche Geschwindigkeit eines Autos im Stadtverkehr (ohne Stau) erreichen. Dieses kann mit erprobter Technologie erzielt werden, aber eine dichte Besiedelung ist eine Vorbedingung für schnelle Mobilität und ökonomische öffentliche Transportmittel. Glücklicherweise können dichtbesiedelte Städte auch eine überlegene, bessere Lebensqualität anbieten.

Wir sollten mehr autofreie Städte errichten. Venedig, das größte existierende Beispiel, ist bei fast allen beliebt und eine Oase des Friedens, obwohl sie eines der weltweit dichtesten städtischen Gebiete ist. Wir könnten über eine Zeitdauer von Dekaden auch vorhandene Städte in das autofreie Modell umwandeln.


Piazza San Marco, Venedig
Einer der großartigsten öffentlichen Räume der Welt

Ziele der Stadtgestaltung

Die Gestaltung der Städte wird durch drei Hauptnotwendigkeiten bestimmt:
  • Hohe Lebensqualität
  • Effiziente Nutzung der Ressourcen
  • Schneller Transport der Menschen und Güter

Standards der Stadtgestaltung

Die Erfüllung dieser Bedürfnisse in einer autofreien Stadt bedarf der folgenden Standards:

Schneller Transport

Bietet schnelle Erreichbarkeit aller Stadtteilen. In einer Stadt von einer Million Einwohner sollte es möglich sein, in weniger als einer Stunde alle Punkte der Stadt zu erreichen. Die ÖPNV-Benutzer sollten nicht öfter als einmal umsteigen müssen.

Nahe gelegene Stationen des ÖPNV

Aufgrund sowohl der Betrachtung der Zeit an sich als auch der begrenzten Mobilität kleiner Kinder, alter und schwacher Personen sind nahe gelegene ÖPNV-Stationen erforderlich. Der Standard ist ein fünfminütiger Fußweg.

Nahe gelegene grüne Gebiete

Grüne Gebiete wie zum Beispiel Parkanlagen sollten innerhalb eines fünfminüten Fußweges praktisch von jeder Wohnungstür aus erreichbar sein.

Viergeschossige Gebäude


Venedig: eine feingliedrige Stadt, vier Geschosse hoch

Gebäude sollten generell auf eine Höhe von vier Geschossen begrenzt werden, weil höhere Gebäude für die Leute schädlich zu sein scheinen, die in ihnen leben müssen. (zur ausführlichen Diskussion dieses Themas siehe A Pattern Language.)

Ökonomischer Gütertransport

Die Ökonomie der Stadt hängt vom schnellen, ökonomischen Transport der Waren ab. Eine Stadt, die beabsichtigt die LKWs aus seinen Straßen zu verbannen, muß funktionierende Vorkehrungen für den Gütertransport treffen.

Auf dem Weg zur Autofreiheit

Die autofreie Stadt kann errichtet werden. Venedig ist Beweis genug.

Die vier Milliarden Einwohner der sich entwickelnden Welt scheinen eifrig das westliche Vorbild der Autonutzung zu übernehmen. Sie sollten über dessen gesamtgesellschaftliche Kosten aufgeklärt und ermutigt werden, über bessere Lösungen nachzudenken. Kann der Planet die ökologische Belastung tragen? Die entwickelten Nationen können den sich entwickelnden Nationen nicht den Gebrauch von Technologien und Betriebsmitteln verweigern, die in den entwickelten Nationen selbst verwendet werden. Da man die meisten Autos der Welt in den entwickelten Nationen vorfindet, müssen sie die Vorreiterrolle für das Entwerfen und Erbauen autofreier Städte übernehmen.

Autofreie Städte müssen möglicherweise die Norm zum Ende des 21. Jahrhunderts werden, allein schon wegen der Begrenztheit der verfügbaren Energie. Wir sollten jetzt anfangen, uns für diese Änderung vorzubereiten, die eine Gelegenheit ist, eine städtische Umwelt zu errichten, die jeder anderen bekannten überlegen ist.

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Diese Seite wurde übersetzt von Markus Heller, Berlin/Deutschland.

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